Donnerstag, 24. November 2011

Bischof Kwanga: «Vergewaltigung und Plünderung sind an der Tagesordnung»

Vincent von Paul Kwanga Njubu, Bischof von Manono im Kongo erzählt: «Die Kirche ist ein Ort der Zuflucht und ein Zeichen der Hoffnung für die Menschen.» Damit lenkt er die Aufmerksamkeit auf die wachsende Bedeutung der Kirche in dieser Krisenregion. «Wir brauchen einen neuen Anfang für das Volk. Wir wollen das Bistum wieder aufbauen, unsere Kirchen und Kapellen», betonte Bischof Kwanga Njubu während eines Besuchs in Europa.

Der Hintergrund ist schrecklich: Seit über einem Jahrzehnt ist der östliche Teil des Kongo mit seinem Reichtum an Rohstoffen Schauplatz von Kämpfen um Macht und Einfluss zwischen verschiedenen Interessengruppen. In häufig wechselnden Koalitionen führen Regierungstruppen und Milizen einen blutigen Krieg, vor dem der Westen die Augen verschliesst: 48 Vergewaltigungen pro Stunde, rund um die Uhr; über 6 Millionen Tote seit 1998. Die Bevölkerung wird terrorisiert - Vergewaltigung und Plünderung sind an der Tagesordnung. Auch von Fällen von Kannibalismus ist berichtet worden. Der geistige wie materielle Schaden ist immens. Tausende Menschen sind traumatisiert und in der Diözese Manono allein Dutzende von Kirchen und Gebäude zerstört.

Mittwoch, 16. November 2011

Türkei: Lage der Christen trotz einigen Fortschritten problematisch

Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios ist 20 Jahre im Amt. Trotz widrigen Umständen hat er die Hoffnung auf mehr Religionsfreiheit nie aufgegeben. Seit einiger Zeit gibt es ermutigende Anzeichen. Doch die Realisierung gestaltet sich schleppend. Kurzfassung der Reportage aus der Neuen Zürcher Zeitung.

Der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan verkündete Ende August bei einem Essen, die Türkei werde ab sofort den jüdischen und christlichen Gemeinden all jene Immobilien zurückgeben, die sie über Jahrzehnte konfisziert habe. 1936 mussten alle nichtmuslimischen Stiftungen, die als Rechtsträger von Gotteshäusern fungierten, ihren Besitz auflisten. Grosse Teile davon – es handelt sich um mehr als tausend Gemeindehäuser, Hospitäler, Schulen, Wohnhäuser und Friedhöfe – wurden dann in der Folgezeit vom türkischen Staat eingezogen und teilweise an Dritte veräussert. Jetzt soll das konfiszierte Gut an die ehemaligen Eigentümer zurückgegeben oder eine Entschädigung gezahlt werden, die dem heutigen Marktpreis entspricht. Die Umsetzung dürfte allerdings nicht einfach sein.

Die Christen in der Türkei, deren Gesamtzahl unter 100 000 liegen dürfte. (60 000 Armenier, 20 000 Assyrer und nicht einmal 3000 Griechen), leben in prekären Verhältnissen. Dabei waren in den vergangenen Jahren durchaus einige positive Entwicklungen auszumachen. Zum einen erlaubte die Regierung Erdogan, dass im bisher geschlossenen, traditionsreichen griechischen Kloster Sümela (griechisch: Panagia Soumela) bei Trabzon und in der alten armenischen Heilig-Kreuz-Kirche auf der Insel Akdamar (armenisch: Aghtamar) im ostanatolischen Van-See einmal im Jahr wieder ein Gottesdienst gefeiert werden darf.

Und zudem bekamen 15 griechisch-orthodoxe Metropoliten aus dem Ausland die türkische Staatsbürgerschaft angeboten. Damit konnte der bisher kleine und teilweise überalterte Kreis der potenziellen Nachfolger des Ökumenischen Patriarchen erweitert werden. Das orthodoxe Kirchenoberhaupt muss laut staatlichen Vorgaben einen türkischen Pass haben.

Trotz diesen erfreulichen Neuerungen aber hat sich die Lage der Christen in der Türkei nicht grundlegend geändert. So ist das Kloster Mor Gabriel in der südostanatolischen Region Tur Abdin, das über Jahrhunderte das Zentrum der syrisch-orthodoxen Christen bildete, seit Jahren bereits in dubiose Rechtsstreitigkeiten verwickelt. Hierbei ist zu befürchten, dass die über 1600 Jahre alte Anlage grosse Teile ihrer Ländereien abtreten muss. Zudem hat bisher keine der einheimischen christlichen Kirchen die Möglichkeit, in der Türkei Priesternachwuchs auszubilden.

Die griechisch-orthodoxen Christen beispielsweise warten seit Jahren darauf, dass ihr 1971 vom türkischen Staat geschlossenes Priesterseminar auf der Prinzeninsel Heybeli Ada (griechisch: Halki) endlich wieder geöffnet werden darf. Doch obgleich die einst bekannte Hochschule, an der Patriarch Bartholomaios seine Ausbildung erhielt, seit nunmehr 40 Jahren von den Mönchen des angeschlossenen Klosters der Heiligen Dreifaltigkeit in tadellosem Zustand gehalten und die stattliche Bibliothek nach wie vor mit den neuesten Nummern theologischer Fachzeitschriften bestückt wird, sind die Tore weiterhin geschlossen.

Montag, 10. Oktober 2011

Aufstand der ägyptischen Christen


Kopten fordern von ihrer Kirche Scheidungsrecht oder gar ein ziviles Personenstandsrecht

Im Nilland engagieren sich Kopten für die Rechte zur Scheidung und zur Wiederverheiratung von «schuldig Geschiedenen». Einige Christen wollen sogar die Einführung der Zivilehe, was letztlich die Religion ins Private verbannen würde.

Kürzlich fanden in Kairo mehrere Proteste von Kopten, also ägyptischen Christen, statt. Da es kleine Demonstrationen waren und es nicht um Attacken auf Kirchen wie die im Mai im Kairoer Viertel Imbaba ging, wurden sie wenig beachtet. Doch im Kairoer Sitz des Patriarchen der ägyptisch-orthodoxen Kopten, Shenuda III., begann man sich Sorgen zu machen. Dies schreibt Kristina Bergmann in der Neuen Zürcher Zeitung von heute. Die protestierende koptische Gruppe nennt sich «Right to Life Movement» und verlangt, was auch viele andere Kopten sich wünschen – das Recht, sich scheiden zu lassen und als geschiedene Person, egal ob «schuldig» oder «unschuldig», wieder heiraten zu dürfen. Doch die koptisch-orthodoxe Kirche blieb trotz den öffentlichen Protesten bei ihren Verboten. 120 Kopten traten deshalb aus der Kirche aus. Sie betonten, dass sie weiterhin Christen seien. Ein solcher Austritt war zuvor unter Ägyptens zumeist konservativen Kopten noch nie geschehen.
Im vergangenen September verurteilte ein ägyptisches Verwaltungsgericht Patriarch Shenuda zu einer Schadenersatzzahlung, da er einem Kopten, der sich hatte zivil scheiden lassen, die Wiederverheiratung verweigerte. 
«Einen Ausweg würde die Zivilehe bieten», meint Aiman George, der Gründer des «Right to Life Movement». Die Anerkennung der Zivilehe in Ägypten würde letztlich die Auflösung des unterschiedlichen Personenstandsrechts der Religionsgemeinschaften bedeuten.
«Progressive Kräfte wie wir, die wesentlich an der Revolution beteiligt waren, wünschen dringend die Trennung von Kirche und Staat», sagt der ägyptische Kopte William Saber. Er lebt heimlich mit einer Muslimin zusammen, und die beiden würden gern eine Familie gründen. Sowohl das koptische als auch das islamische Personenstandsrecht untersagen aber eine solche Heirat. Manche Kopten scheinen mit ihren Forderungen eine Vorhut der Einführung eines Rechtsstaates zu sein.
Der ganze Artikel steht in der Neuen Zürcher Zeitung.

Mittwoch, 28. September 2011

Tätliche Angriffe auf Christen und muslimische «Abweichler»


Allein in diesem Jahr wurden in Indonesien mehr als zwei Dutzend Angriffe auf Kirchen registriert, zumeist auf Java, der bevölkerungsreichsten Insel Indonesiens. Im Visier der Islamisten ist zum anderen die Ahmadiyah-Sekte, die sich selber als Teil der muslimischen Gemeinschaft sieht. Hardliner betrachten Gläubige der Ahmadiyah als «Abweichler» und fordern ein Verbot der Organisation.
Die Front zur Verteidigung des Islam (FPI) hat weissgewandete Anhänger, die mit scharfen Worten, Brandsätzen und Steinen gegen «Unislamisches» zu Felde ziehen und sich mit ihrem lärmigen Auftreten im öffentlichen Diskurs in den Vordergrund drängen.

Groteske Urteile

Kaum eine abschreckende Wirkung dürften zudem irritierend milde Gerichtsurteile gegen die Urheber religiöser Gewalt entfalten. Zwölf Angeklagten, die drei Angehörige der Ahmadiyah mit Steinen zu Tode geprügelt hatten, wurden unlängst Haftstrafen von drei bis sechs Monaten auferlegt. Mit demselben Strafmass wurde derweil eines der überlebenden Sektenmitglieder bedacht. Es soll den Anordnungen der Polizei nicht Folge geleistet und einen Angreifer verletzt haben.
In Bogor auf Westjava widersetzt sich die Stadtverwaltung hartnäckig einem Urteil von Indonesiens höchstem Gericht, wonach die Schliessung einer christlichen Kirche illegal ist. Dass Urteile nicht durchgesetzt werden, ist in Indonesien häufiger zu beobachten. Die Behörden, darauf erpicht, nicht als antiislamisch zu gelten, handeln meist erst dann entschlossen, wenn sie auf Terroristen Jagd machen. Den geistigen Unruhestiftern, die zu Gewalt aufrufen oder diese selber anwenden, wird nicht selten Langmut entgegengebracht.

Feurige Bekehrer

Angeheizt werden die religiösen Spannungen auch von Exponenten des christlichen Lagers. Insbesondere protestantische Bewegungen schüren im zu über 80 Prozent muslimischen Land mit aggressivem Missionieren die Angst vor einer unaufhaltsamen «Christianisierung». Die ausgesprochen finanzkräftig evangelikale Organisation Yayasan Mahanaim richtet sich bewusst an die ärmeren Schichten. Sie sponserte beispielsweise eine Massenhochzeit für muslimische Paare. Andere Kirchen unterhalten Schulen, deren Absolventen sich verpflichten müssen, mindestens fünf Muslime zu bekehren.
Ihre Zelte aufgeschlagen haben zudem amerikanische Freikirchen, die den einheimischen Organisationen in ihrem Bekehrungseifer in nichts nachstehen. Die evangelikalen Protestanten, viele davon ethnische Chinesen, verzeichneten nach einem Bericht der International Crisis Group in den vergangenen Jahren regen Zulauf. Die religiösen Spannungen haben somit auch eine ethnische Komponente.
(Auszug aus der NZZ)

Donnerstag, 4. August 2011

Syriens Christen leiden

An sich gilt Syrien als Hochburg religiöser Toleranz im arabischen Raum. Dennoch ertönt die bange Frage: Kommt es im Fall des Umsturzes zum Bürgerkrieg? Auf einer Fläche, die halb so gross ist wie Deutschland, leben mehr als ein Dutzend ethnische oder religiöse Gemeinschaften. Und das Regime spielt Schach mit ihnen, berichtet die Neue Zürcher Zeitung.

Die Geschichte Syriens liest sich wie die gesammelte Menschheitsgeschichte – Phönizier, Assyrer, Aramäer, Perser, Chaldäer, Mazedonier, Römer, Muslime, Kreuzritter, Kurden, Mongolen, Osmanen. Erst im 20. Jahrhundert wurde Syriens arabische Identität besiegelt und durch die 1963 an die Macht gelangte Baath-Partei indoktriniert: Nicht der islamische Glaube sollte das vereinigende Band sein, sondern die – arabische – Ethnie. Wohin also mit den Kurden (je nach Quelle 2,5 bis 4 Millionen der 23 Millionen Syrer), den Armeniern, die 2 Prozent der Bevölkerung ausmachen, den Tscherkessen, Turkmenen oder aramäisch sprechenden Christen (jeweils unter 1 Prozent)? Die jahrtausendealte Präsenz der Letzteren manifestiert sich nicht zuletzt in ihrem Namen «Syrien» – noch heute bezeichnen die Aramäer ihr Volk als «Suryani».

All dies aber passte nicht länger in ein Konzept, das auf Zwangsarabisierung hinauslief. «Erst vergangenen September wurden zwei christliche Assyrer-Aramäer verhaftet, weil sie bei einem Konzert ihre Flagge geschwenkt haben», erzählt der syrische Historiker Kamal Sido. Dabei erlaube die syrische Verfassung explizit eine freie Religionsausübung – sofern man kein Yezide ist.

Syriens Christen, die um die 10 Prozent der Bevölkerung ausmachen, geben sich derzeit inbrünstig nationalistisch – denn sie betrachten die säkulare Baath-Partei als eine Art Lebensversicherung. So wundert es nicht, dass gerade die Kirchen der Armenier, die überdies eine ethnische Minderheit bilden, als Rekrutierungsorte für Parteimitglieder bekannt sind. Tendenziell – wenngleich weniger offenkundig – loyal zum Regime verhält sich auch die Mehrheit der Drusen, die 3 bis 4 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Die ob ihrer Religion von Sunniten wie Christen verächtlich beäugte Gemeinschaft dient in der Armee – oder wahrt angesichts der derzeitigen Unruhen betontes Schweigen.

(Aus den NZZ)

Freitag, 29. April 2011

Zur Entwicklung im Bistum Chur

Wie geht es nun weiter im Bistum Chur? Die versprochenen Antworten, die Bischof Vitus Huonder nach seinem Rombesuch gegeben hat, helfen kaum weiter. Sie klingen nach Ablenkmanövern, tragen aber nicht wirklich zur Klärung bei.

Der Churer Bischof Vitus Huonder hat in einem Schreiben vom 5. April 2011 an die Synode der Zürcher Kantonalkirche allen Frauen und Männern in den Kirchgemeinden und kantonalen Gremien «für ihr vielfältiges Engagement und ihren grossen Einsatz» gedankt. Mit dem Schreiben will der Bischof nach eigenen Angaben den Mitgliedern der Synode als Gläubige des Bistums Chur seine «Wertschätzung entgegenbringen». Die Geschäftsleitung der Synode präsentierte daraufhin zu Beginn der Sitzung vom 7. April ihren Bericht und ihre Stellungnahme zum Gespräch, das eine Delegation der Synode im Februar mit dem Diözesanbischof geführt hatte.

Sie versicherte den beiden aus dem Amt Gedrängten, Regens Ernst Fuchs und Generalvikar Andreas Rellstab, «unser Verständnis, unsere Solidarität und unsere Dankbarkeit». Im Weiteren dankte sie Weihbischof Marian Eleganti für seinen gut einjährigen Einsatz in Zürich und wünschte ihm viel Glück in seiner neuen Aufgabe als Regens des Priesterseminars.

In seinem Votum deutlicher wurde Synodalratspräsident Benno Schnüriger: Mit dem Schreiben des Churer Bischofs liege ein Wort der Wertschätzung vor, mehr nicht. Meine der Bischof sein Schreiben ernst, müsse er als Zeichen der Wertschätzung seinen Generalvikar Martin Grichting abberufen. Dieser habe sich in der Vergangenheit und in den letzten Wochen in der Öffentlichkeit klar gegen das staatskirchenrechtliche System und seine Gremien gestellt und versuche diese als «Gegenkirche» zu disqualifizieren.

Die Delegation erklärte weiter, die Bereitschaft zum konstruktiven Gespräch mit dem Bischof aufrechtzuerhalten, stellte aber fest, die Bistumsleitung habe selbst «wiederholt» gegen die «Grundsätze zur Gesprächskultur im Bistum Chur» vom 25. August 2009 verstossen.

Volles Vertrauen des Papstes
In einem weiteren Schreiben vom 8. April an die Mitarbeitenden des Bistums mahnte der Bischof: «Lassen wir diese Sendung nicht schmälern durch Auseinandersetzungen, Strukturdebatten und Personaldiskussionen.» Um die Beziehungen zu den staatskirchenrechtlichen Organisationen «zu vereinfachen», hat sich Huonder nach Rücksprache mit seinen engsten Mitarbeitern entschlossen, den Offizial Joseph Bonnemain zum «Bischofsvikar für die Beziehungen zu den staatskirchenrechtlichen Organisationen und den Kantonen» zu ernennen.

Ende März hatte Huonder im Vatikan Gespräche über die derzeitige Lage im Bistum Chur geführt. Kardinal Marc Ouellet, der Präfekt der Bischofskongregation, habe ihm gegenüber klar zum Ausdruck gebracht, dass er das «volle Vertrauen» von Papst Benedikt XVI. habe und dass der Papst von ihm wünsche, dass er seinen Dienst weiterführe.

Bischof muss mit Widerstand rechnen
Am 4. Mai 2011 werden gemäss Ankündigung Huonders der Priesterrat und der Rat der Laientheologen und Diakone gemeinsam tagen. Dabei werde es zum einen um eine offene Aussprache gehen. Zum anderen wolle er aber auch die Rolle der Räte als Beratungsorgan des Bischofs zur Sprache bringen.

Er würde gerne dort wirken, wo die Akzeptanz gross sei, sagte Bischof Huonder in einem Interview mit dem Regionaljournal von Radio DRS. In der Kirche sei dies aber nicht so einfach möglich: «Jeder Bischof, der die Linie der Kirche einhalten will, muss mit gewissen Widerständen rechnen.»

Die in den letzten Wochen von verschiedener Seite geäusserten Rücktrittsforderungen auch an seine Person hätten ihn zwar nicht kalt gelassen. Aber die Menschen müssten einsehen, dass sich ein Bischof nicht auswechseln lasse «wie ein Handschuh», sondern ein «Prinzip der Stabilität» sei. Kritik sei zwar immer ernst zu nehmen, aber über gewisse Dinge könne man nicht diskutieren: «Zum Beispiel über einen Rücktritt des Bischofs, darüber lässt sich nicht diskutieren. Meiner Ansicht nach lässt sich auch nicht darüber diskutieren, welche Personen der Bischof einsetzt als seine engsten Mitarbeiter – das ist wirklich seine Sache.»

Eine solche bischöfliche Personalentscheidung gab Huonder am 14. April bekannt. Er ernannte Andreas Fuchs zum neuen regionalen Generalvikar für Graubünden. Der 40-jährige Zürcher, derzeit Pfarrer in Wetzikon und Gossau ZH, tritt im Sommer die Nachfolge von Andreas Rellstab an. Zugleich wird Fuchs dem Bischofsrat angehören. Fuchs ist Mitglied der umstrittenen charismatischen Bewegung «Servi della sofferenza» (Diener des Leidens).

ZWISCHEN DEN ZEILEN In einem Meinungsbeitrag für die «Südostschweiz» schrieb der Kirchenhistoriker Albert Gasser, es dürfe «mit Sicherheit» angenommen werden, dass man dem Churer Bischof bei dessen jüngstem Besuch im Vatikan «nicht nur den Rücken gestärkt, sondern auch Direktiven und Ermahnungen mitgegeben» habe.

Die Ernennung des Offizials Joseph Bonnemain zum «Bischofsvikar für die Beziehungen zu den staatskirchenrechtlichen Organisationen und den Kantonen» sei «wohl mehr als nur ein Signal». Denn dieses Dossier sei damit «exakt an Martin Grichting vorbei» jemandem übertragen worden, der «konziliant, kommunikativ und ein erfahrener Seelsorger ist und nicht nur vom Kirchenrecht und seiner persönlichen Ideologie her argumentiert».

Für diese Interpretation spricht der Umstand, dass Grichting einen bereits zugesagten Auftritt in der «Sternstunde Religion» des Schweizer Fernsehens auf Wunsch des Bischofs abgesagt hat.

Als weiteres Zeichen für seine Einschätzung interpretiert Gasser eine kleine Passage in dem bischöflichen Schreiben zur ausserordentlichen Form des römischen Ritus. Dort schreibt der Bischof, für ihn bleibe das Motu proprio «Summorum Pontificum» vom 7. Juli 2007 massgebend. Die Priesterausbildung im Priesterseminar St. Luzi in Chur werde davon aber nicht betroffen sein.

Für Gasser bedeutet dies, «dass der Bischof seine Absicht zurücknehmen muss, im Priesterseminar Chur zusätzlich einen Parallelklerus ausschliesslich für den ausserordentlichen Ritus heranzubilden». Dies sei eine der «hauptsächlichen» Meinungsdifferenzen zwischen Huonder und dem ehemaligen Regens des Priesterseminars, Ernst Fuchs, gewesen, so Gasser.

KIPA/PD/BIT

Dienstag, 8. Februar 2011

Aufforderung zum Martyrium

In der Religionsdebatte wird viel über das Gewaltpotenzial des Monotheismus diskutiert. Dabei steht die Frage im Raum, ob der Wahrheitsanspruch des Christentums nicht Intoleranz und dogmatische Arroganz befördere. Die Geschichte der Kirche bietet hinreichend Anlass, dieser Frage kritisch nachzugehen. Es wird nur selten daran erinnert, dass die frühen Christen selbst massiven Verfolgungen ausgesetzt waren. Gläubige, die sich weigerten, dem staatlich verordneten Kaiserkult Folge zu leisten, wurden als «Atheisten» bezeichnet. Als Märtyrer, die lieber den Tod wählten, als vom Evangelium abzufallen, sind sie Opfer von Gewalt geworden.

Aus Anlass der Christenverfolgungen, immer wieder aufflackerten, haben einige Kirchenväter Schriften verfasst, die das Problem des Martyriums theologisch beleuchten. Von Origenes (2./3. Jh.) stammt das Werk «Aufforderung zum Martyrium», das kürzlich von Maria-Barbara von Stritzky neu übersetzt und herausgegeben worden ist. Der Titel soll die Aufforderung zur Standhaftigkeit im Glauben zum Ausdruck bringen, die Origenes den bedrängten Adressaten der Schrift empfiehlt.

Die christlichen Märtyrer haben in ihrem Leiden die Gewaltlosigkeit Jesu nachgeahmt, ohne zuvor barbarische Gewaltakte gegen ihre anpassungsbereiten Glaubensbrüder zu verüben. Es ist oft vermerkt worden, dass die Martyriumsbereitschaft und Todesverachtung der Christen die spätantike Welt beeindruckt hat. Die Christenverfolgungen haben nicht zum Verschwinden, sondern zur Ausbreitung des Christentums beigetragen. Gerade in der Ohnmacht der Zeugen hat Origenes die Macht Gottes am Werk gesehen, den Tertullian in das berühmte Wort gebündelt hat: «Ein Same ist das Blut der Christen.»

Origenes: Aufforderung zum Martyrium. Eingeleitet und übersetzt von Barbara-Maria von Stritzky. Herder / de Gruyter, Freiburg i. Br. / Berlin 2010. 180 S., Fr. 84.90.

Ganze Buchbesprechung in der NZZ.

Dienstag, 1. Februar 2011

Sechs Tote bei Überfall auf christliche Dörfer in Nigeria

(ddp) Bei einem Überfall auf zwei von Christen bewohnte Dörfer in Nigeria sind sechs Personen getötet worden. Wie die Behörden am Montag, 24. Januar 2011 mitteilten, hatten die mit Macheten und Schusswaffen ausgerüsteten Angreifer die Dörfer südlich der Stadt Jos am Sonntagabend überfallen. Vermutlich handele es sich um die Vergeltung für den Angriff auf einen Kleinbus an Silvester, bei dem mindestens acht Muslime getötet wurden, hiess es. Gewalt zwischen Christen und Muslimen hat im vergangenen Jahr in der zentralnigerianischen Region mindestens 500 Menschen das Leben gekostet.

Donnerstag, 20. Januar 2011

Christen mit gemeinsamer Stimme

In seinem viel beachteten Feuilleton-Beitrag Heimatlos zwischen Osten und Westen
(Kurzfassung hier als Lässt sich der Untergang der orientalischen Christen noch aufhalten?) vertritt Jürg Bischoff die Ansicht, die Christen des Nahen Ostens würden besser gehört und verstanden, wenn sie weniger ihre Eigenheiten pflegten, sondern mit einer Stimme sprächen.

Eine Solche Initiative, mit einer Stimme zu sprechen, ist im Dezember 2009 in Palästina gestartet worden. Mehr als ein Dutzend Theologen aus orientalischen und westlichen Kirchen veröffentlichten ein gemeinsames Dokument Kairos Palästina. Die Stunde der Wahrheit.

Im Anbetracht von Bedrängnis und Leid, das Israel den palästinensischen Christen seit Jahrzehnten zufügt, formulierten sie eine konkrete Stellungnahme aus dem gemeinsamen Glauben. Das Dokument fusst nicht auf partikulären kirchlichen Eigenheiten, sondern auf der gemeinsamen biblischen Überlieferung, auf den ursprünglichen Quellen. Auch wendet es sich nicht nur an Christen, sondern auch an Muslime und Juden, mehr noch: an alle Menschen guten Willens.

Dieses Dokument aus dem Nahen Osten verdient unbedingt unsere Beachtung. Es ist auch in deutscher Übersetzung im Internet einsehbar: http://www.kairospalestine.ps/

Montag, 17. Januar 2011

Lässt sich der Untergang der orientalischen Christen noch aufhalten?

Das Attentat auf eine koptische Kirche in der Neujahrsnacht hat erneut die Gefährdung christlicher Minderheiten in der muslimischen Welt aufgezeigt. Terror und Gewalt sind jedoch nicht die einzigen Faktoren, die dem scheinbar unaufhaltbaren Exodus der orientalischen Christen zugrunde liegen.

«Tragt den Orient in euren Herzen. Hier ist erneut ein Licht entsprungen, dessen Ausstrahlung ihr seid in einer von Materialismus, Sinnlichkeit und Berühmtheit verführten Welt. Was euch angeht, bewahrt eure orientalische Wahrhaftigkeit, lasst es nicht zu, dass man euren Willen, eure Freiheit und euren Glauben in diesem Orient verfälscht.» Diese Botschaft empfing die Damaszenerin Myrna Nazzur am Karsamstag 2004 von Christus selbst. Es ist die letzte von 35 Belehrungen, die der Frau bei Visionen und Ekstasen eingegeben wurden, in denen Christus und die Muttergottes ihr seit 1982 erschienen waren.

Hoffnung in Zeiten komplexer Bedrohung
Die Bekräftigung orientalisch-christlicher Identität, die hier höchster Stelle zugeschrieben wird, ist offensichtlich darauf ausgerichtet, den Christen im Nahen und Mittleren Osten in einer Zeit akuter Krise Selbstvertrauen und Zukunftshoffnung einzuflössen. Die Betroffenen erleben die Bedrohung als komplexes Problem, dessen Bewältigung die Christen nur teilweise selbst in der Hand haben, als Minderheit im doppelten Sinne: als christliche Minderheit in einer vom Islam geprägten Gesellschaft und als orientalische Minderheit in einem von der westlichen Kultur geprägten Christentum .

Die «orientalische Wahrhaftigkeit» wird laut Myrna Nazzurs Eingebung durch die «Verführungen» des Westens (Materialismus, Sex und Individualismus) bedroht. Hier drückt sich eine zutiefst konservative – und antiwestliche – Strömung aus, welche die orientalische Identität, sei es im Islam oder im Christentum, als traditionelle Frömmigkeit und überlieferte Moral begreift.

Instabilität als Hauptgefahr
Der Gang von 500 000 Christen ins Exil bewirkte die Halbierung ihrer Zahl im Irak. Im Unterschied zur ethnischen Säuberung Anatoliens von armenischen und assyrischen Christen im Ersten Weltkrieg ist die Gewalt gegen Minderheiten im heutigen Nahen Osten nicht die gezielte Politik eines Regimes, sondern die Konsequenz eines Zusammenbruchs des Staates und der öffentlichen Sicherheit.

Autoritäre Regime haben sich in der Regel als wirkungsvolle Schutzmächte religiöser Minderheiten erwiesen. Die christlich-muslimische Allianz im Zeichen des arabischen Nationalismus ist zu einem grossen Teil das Verdienst christlicher Intellektueller, die im 19. Jahrhundert die arabische Renaissance auf kulturellem und im 20. Jahrhundert auf politischem Gebiet vorantrieben.

In Palästina wurde diese Allianz durch die zionistischen Ansprüche auf das Land gestärkt, die sowohl Christen wie auch Muslime bedrohten. Doch Vertreibung und Flucht in den Kriegen von 1948 und 1967 sowie die über 40-jährige Besetzung Ostjerusalems, Cisjordaniens und Gazas bluteten die christlichen Gemeinschaften in weit höherem Ausmasse aus als den muslimischen Bevölkerungsteil.

Im Schatten des Islamismus
Der jüngste Anschlag auf eine Kirche in Alexandria zeigt auch, dass der koranische Schutz die Christen nicht vor islamistischen Terroristen bewahrt, die in der Gewalt gegen Andersgläubige eine propagandistische Wirkung suchen.

Wenn ein Eiferer in Amerika den Koran in die Flammen wirft oder ein europäischer Karikaturist den Propheten Mohammed zum Gespött macht, sind die Christen oft die ersten, welche die Reaktionen der Muslime zu spüren bekommen, obwohl sie als fromme Menschen solche Provokationen ebenso missbilligen wie ihre muslimischen Nachbarn.

Indem sie im Westen Schutz und Unterstützung suchten, haben christliche Gemeinschaften und Politiker oft selbst zum Verdacht beigetragen, sie verträten westliche Machtinteressen in der muslimischen Welt. Die Erfahrung der letzten zwei Jahrhunderte hat die orientalischen Christen aber gelehrt, dass westliche Mächte sie oft missbrauchten, um eigene Interessen zu fördern, und sie in Zeiten der Not wiederum hemmungslos ihren politischen Zielen opfern.Viele Christen im Mittleren Osten begegnen westlicher Politik heute deshalb mit Ablehnung und Furcht und suchen ihr Heil in einer lokalen christlichen Identität, wie sie etwa in der Christus-Ekstase der Myrna Nazzur empfohlen wird.
Gerade in der Volksreligiosität gibt es verbindende Elemente, die man für ein besseres Verhältnis zwischen Islam und Christentum auszunützen versucht. So hat Libanon das Fest von Mariä Verkündigung zum öffentlichen Feiertag gemacht mit der Begründung, die Mutter Jesu werde sowohl von Christen wie Muslimen verehrt. Unlängst wurde an einer Tagung über das muslimisch-christliche Verhältnis in Beirut auf Heiligengräber hingewiesen, zu denen seit je Muslime, Christen und Juden pilgerten, mit dem Vorschlag, solche Bräuche im Interesse des Zusammenlebens zwischen den Religionen aufzufrischen.

Ganze Reportage von Jürg Bischoff im Feulleton der Neuen Zürcher Zeitung

Samstag, 15. Januar 2011

Fanatiker bedrohen die Welt

In Pakistan sind die wenigsten Leute religiöse Fanatiker, doch offenen Widerstand wagt kaum jemand. So haben diese das Land im Griff. Kein Politiker und kein Journalist wagt es, auch nur ein Wort gegen diese zu sagen. Eine Katastrophe.

Radikale Elemente haben jedoch weit überdurchschnittliche an Einfluss gewonnen. Sie bestimmen sie die politische Agenda. Sie argumentieren nicht mit Argumenten, sondern mit Gewalt und Einschüchterung. Das aus der Kolonialzeit stammende Blasphemiegesetz sieht die Todesstrafe für die Verunglimpfung des Islams vor. Dieses Gesetz wird oft zur Verfolgung Angehöriger religiöser Minderheiten wie die Chirsten missbraucht. Viele Politiker geben hinter vorgehaltener Hand zu, dass das Gesetz mehr als fragwürdig ist. Aber es wagt sich niemand, dies öffentlich zu sagen.

Aufruf zur Gewalt
Der Gouverneur von Punjab hatte das Blasphemiegesetz öffentlich verurteilt und eine Christin im Gefängnis besucht. Auch vom demonstrierenden Mob und Morddrohungen liess sich der erfolgreiche Geschäftsmann und Politiker nicht davon abbringen. Nun hat er seinen Mut mit dem Tod bezahlt. Dies ist eine deutliche Warnung der Extremisten an die anderen Politiker, die es wagen, gegen die religiösen Kräfte aufzumucken.

Die Islamisten rufen regelmässig ungestraft zu Terroranschlägen und Angriffen auf religiöse Minderheiten auf. Solche Aufrufe schockieren in Pakistan niemanden mehr. Eine offene Debatte über die Rechte religiöser Minderheiten wird nicht geführt.

Angst und Rückzug
Religiöse Fanatiker sind in Pakistan salonfähig geworden. Sie haben Einfluss auf die Sicherheitskräfte, die Parteien und die Medienhäuser des Landes gewonnen. Das tolerante und pluralistische Pakistan, das 1947 gegründet wurde, gibt es nicht mehr. Nach diesem Mord am Gouverneur müssen sich die Pakistaner ernsthaft Gedanken darüber machen, in was für einer Gesellschaft sie leben wollen.

Viele Pakistaner seien durch die wirtschaftliche Krise aber so verunsichert, dass sie sich diese Frage momentan nicht stellten, schrieb die Neue Zürcher Zeitung am 8. Januar 2011. Aus Angst würde sich die Mehrheit der Bevölkerung aus dem öffentlichen Raum zurückzuziehen. So bleibt den Extremisten noch mehr Platz.

Im Würgegriff religiöser Fanatiker : Viele Pakistaner sympathisieren nicht mit den Islamisten, doch kaum jemand wagt noch offenen Widerstand (NZZ, 8. Januar 2011)

Sonntag, 9. Januar 2011

Korrupte Regierungen gefährden religiöses Miteinander

Zwei Selbstmordattentäterinnen aus dem Kaukasus haebeb sich in der Moskauer Metro in die Luft gesprengt und 40 Personen in den Tod gerissen hatten. Was hat dies mit der gefahr der Vertreibung der Christen im Osten zu tun? Reportage.

Der Terror hat viele Ursachen schreibt die renomierte Neue Zürcher Zeitung. Korruption, staatliche Willkür und Gewalt sind die Hauptursachen. Sie beherrschen seit Jahren den Alltag im Kaukasus. «Miliz und Geheimdienst sind Teil der kriminellen Welt», erklärt ein Einheimischer im Gespräch mit der NZZ. Ohne den religiösen Extremismus haben sie keine Existenzberechtigung. Seit 1999 investiert Russland riesige Summen in den Anti-Terror-Kampf. Je mehr tote Terroristen, desto grosszügiger die Zentralmacht. Doch die Sicherheitskräfte sind der Versuchung nicht gewachsen. Extremisten werden auch dort gesuchht, wo keine sind.

Zeugen werden zu Tätern erklärt
Viele Jugendliche schliessen sich erst nach Folter und Verhör durch die Sicherheitskröfte den Islamisten an, weil sie die Qual nicht nochmals durchmachen wollen. Erst hoch oben in den Berge, in der Isolation werden sie zu Wahhabiten. Die Terroristen und die Sicherheitskräfte sind in einer Zweckgemeinschaft miteinander verhängt: Nur dank den Terroristen gibt es Polizisten und ganze Ministerien, und Geschäftsleute bezahlen Schutzgelder.

Moskaus Kampf gegen den Terror spielt den Extremisten im Kaukasus neue Leute zu. Die Terroristen arbeiten mit korrupten Sicherheitskräften Hand in Hand. «Menschen verschwinden, werden zu Handelsware oder als Terror-Trophäen hingerichtet», schreibt die NZZ. Es ist kein religiöser Konflikt. Es ist ein Kampf um Macht; ein Kampf um Besitz, den ein zynischer Staat nicht mit den Bürgern teilen will. Das Fazit der NZZ ist vernichtend: «Der Vormarsch des Islams ist kaum mehr aufzuhalten. Fällt Dagestan, könnte der Nordkaukasus für Russland verloren sein.»

Die ganze Reportage ist in der Neuen Zürcher Zeitung nachzulesen.

Donnerstag, 6. Januar 2011

Bischof von Arabien fordert mutige westliche Politiker

Paul Hinder, Schweizer, ist Bischof von Arabien, das heisst für die Golfregion. Im Dreikönigsgespräch mit der Neuen Zürcher Zeitung fodert er die Politik im Westen zu mehr Einsatz für die Religionsfreiheit in der Golfregion auf. Menschenrechtsfragen werden oft wirtschaftlichen Interessen untergeordnet. 

Von westlichen Politikern wünscht sich Bischof Paul Hinder mutigere Worte. Die Politiker könnten dies besser tun als die Christen, die im Nahen Osten leben. «Leider werden Menschenrechtsfragen oft den wirtschaftlichen Interessen nachgeordnet, gerade auch angesichts des Ölvorkommens in der Golfregion», erklärte Hinder im Interview mit der NZZ.

Unterdrückung von Christen traurige Realität
Zwar werden Christen nicht überall unterdrückt oder gleich stark benachteiligt. Aber der Westen hat zu lange Zeit weggeschaut, während Christen im Osten vertrieben, unterdrückt oder umgebracht worden sind. Bischof Hinder verwendet klare Worte: «Viele konnten nicht zugeben, dass in radikalen Gruppierungen des Islam der Wille zur Vertreibung oder gar zur Ausrottung der Christen vorhanden ist.» Er anerkennt, dass die Mehrheit der Muslime allerdings mit den Christen in Frieden zusammenleben möchte. Deshalb dürfe es jetzt keine allgemeine Dämonisierung des Islam geben. Dies wäre sehr gefährlich für die Christen vor Ort.

In den Monarchien am Golf hat nach Aussagen des römisch-katholischen Bischofs niemand ein Interesse an der Gewalt gegen die Christen. Dagegen sprechen nicht zuletzt auch wirtschaftliche Gründen. In vielen Ländern, in denen christliche Kirchen, Schulen oder Spitälern vorhanden sind, sorgen die Regierungen für diskreten und effektiven Schutz.

Das Interview auf der Seite der Neuen Zürcher Zeitung.