Montag, 10. Oktober 2011

Aufstand der ägyptischen Christen


Kopten fordern von ihrer Kirche Scheidungsrecht oder gar ein ziviles Personenstandsrecht

Im Nilland engagieren sich Kopten für die Rechte zur Scheidung und zur Wiederverheiratung von «schuldig Geschiedenen». Einige Christen wollen sogar die Einführung der Zivilehe, was letztlich die Religion ins Private verbannen würde.

Kürzlich fanden in Kairo mehrere Proteste von Kopten, also ägyptischen Christen, statt. Da es kleine Demonstrationen waren und es nicht um Attacken auf Kirchen wie die im Mai im Kairoer Viertel Imbaba ging, wurden sie wenig beachtet. Doch im Kairoer Sitz des Patriarchen der ägyptisch-orthodoxen Kopten, Shenuda III., begann man sich Sorgen zu machen. Dies schreibt Kristina Bergmann in der Neuen Zürcher Zeitung von heute. Die protestierende koptische Gruppe nennt sich «Right to Life Movement» und verlangt, was auch viele andere Kopten sich wünschen – das Recht, sich scheiden zu lassen und als geschiedene Person, egal ob «schuldig» oder «unschuldig», wieder heiraten zu dürfen. Doch die koptisch-orthodoxe Kirche blieb trotz den öffentlichen Protesten bei ihren Verboten. 120 Kopten traten deshalb aus der Kirche aus. Sie betonten, dass sie weiterhin Christen seien. Ein solcher Austritt war zuvor unter Ägyptens zumeist konservativen Kopten noch nie geschehen.
Im vergangenen September verurteilte ein ägyptisches Verwaltungsgericht Patriarch Shenuda zu einer Schadenersatzzahlung, da er einem Kopten, der sich hatte zivil scheiden lassen, die Wiederverheiratung verweigerte. 
«Einen Ausweg würde die Zivilehe bieten», meint Aiman George, der Gründer des «Right to Life Movement». Die Anerkennung der Zivilehe in Ägypten würde letztlich die Auflösung des unterschiedlichen Personenstandsrechts der Religionsgemeinschaften bedeuten.
«Progressive Kräfte wie wir, die wesentlich an der Revolution beteiligt waren, wünschen dringend die Trennung von Kirche und Staat», sagt der ägyptische Kopte William Saber. Er lebt heimlich mit einer Muslimin zusammen, und die beiden würden gern eine Familie gründen. Sowohl das koptische als auch das islamische Personenstandsrecht untersagen aber eine solche Heirat. Manche Kopten scheinen mit ihren Forderungen eine Vorhut der Einführung eines Rechtsstaates zu sein.
Der ganze Artikel steht in der Neuen Zürcher Zeitung.